Wiedermal zum Gott meiner Geschichten

escher

Hallöchen^^

Zunächst starte ich mit einer guten Nachricht: Ich habe einen ganz spannenden neuen Blog gefunden, den ich euch auch nicht vorenthalten möchte: Die Bücherreisende. Da geht es, ähnlich wie bei mir, um das Ganze rund ums Lesen und Schreiben, ist echt einen Blick wert! 😉
Bei einem kleinen Kommentaraustausch auf ihrer Seite sagte sie etwas, was mich zutiefst beeindruckte, mich im Nachhinein aber auch etwas nachdenklich machte…
Sie beschrieb, wie sie vorgeht, wenn sie ihr Roman-Manuskript überarbeitet und erwähnte dabei, dass sie einen Handlungsstrang in zwei verschiedenen Versionen nieder schreibt, um einerseits Anregungen ihrer Kritikpartner zu berücksichtigen („Kritikparter“ ein Wort, dass sie benutzt und ich ganz klasse finde^^), aber auch ihre Gedanken zu verwirklichen.
Dieses Verfahren finde ich absolut klasse und habe es generell schon seit einer Weile in meinem Hinterkopf, da es sicherlich an manchen Stellen sehr nützlich ist, so vorzugehen, doch bisher war es nicht von Nöten.
Als ich aber begann, länger darüber nachzudenken, erschien es mir unglaublich befremdlich, denn mir wurde die Zerbrechlichkeit eines Romans bewusst. Oder anders gesagt, ich begriff auf einmal, dass auch ein Roman keine Realität hat.

Ich glaube, das klingt seltsam, doch ich muss es leider so stehen lassen.
Mir ist bewusst, dass die Realität unseres Alltags mehr als zerbrechlich ist. Du kannst dein Leben daran verschwenden, fieberhaft nach „Der einen Wahrheit“ zu suchen und wirst wahrscheinlich nur verrückt dabei oder fängst an, an die 42 zu glauben 😉  …also ja, eigentlich kannst du nur verrückt werden ^^
Unser Leben wirkt so fest, alles verläuft mehr oder weniger in gewissen Bahnen, folgt irgendwelchen Gesetzen, entspricht Logik und Physik. Doch so ist es nicht. Wir nehmen alles wahr, wir sind das Prisma, durch das sich ein Licht bricht, wir sind jene, die allem ihre Wahrheit, ihre Geschichte verleihen.
Insofern gibt es keine Realität. Es gibt vielleicht eine Wahrheit, eben die Wahrheit aller Wahrheiten, doch ich denke nicht, dass es die Realität gibt.
Wie gesagt, das sind meine Gedanken, ist meine Art des Glaubens. Alle Angaben ohne Gewähr 😉

Es gibt vielleicht viele Gründe, mir mit tausenden Argumenten zu widersprechen (und das könnt ihr auch gerne tun, bin sehr offen dafür! 😉 ), dennoch sind diese Gedanken bisher zu einer kleinen Überzeugung in mir gewachsen und haben mich in zuverlässig regelmäßigen Abständen an den Rand des Wahnsinns getrieben.
Wie mir nun auffällt, war das Geschichten schreiben eine Art Zuflucht. Es war für mich immer etwas festes, etwas, was unabänderlich ist. Nicht, weil ich Geschichten bis ins Detail vorausplane und dann diesem Plan folge, überhaupt nicht. Kurzgeschichten und auch große Parts meines Romans sind wirklich sehr intuitiv, doch so, wie ich es schonmal in einem älteren Beitrag Der Gott meiner Geschichten beschrieb, bedeutet Geschichten schreiben für mich, eine Wahrheit abzubilden. Die Geschichte existiert irgendwo und ich versuche, sie mit Worten auf Papier zu bannen. Das bedeutet eben auch, das ich so lange bearbeite, bis ich die richtige Version, eben die Wahrheit dahinter, entdeckt habe.

Doch wie Widersprüchlich diese zwei Ansichten doch sind! Wie ich zum Einen an die Inexistenz der Realität in der Wirklichkeit glaube, sie aber in der Fiktion als grundlegend betrachte, obwohl für mich keinerlei Unterschied zwischen diesen beiden Welten besteht.
Man könnte mit Sicherheit dieses Vorgehen, eine Szene in zwei Versionen zu schreiben, als eine Form der Korrektur betrachten, die zur Wahrheit führt, doch das ist nicht mein Problem. Mein „Problem“ ist, dass dieses Kommentar und die damit verbundenen Gedanken mich darauf gestoßen haben, dass der Roman, den ich schreibe, nichts festes ist, eben keine Wahrheit besitzt.
Er ist genauso haltlos, wie alles andere auf dieser Welt.
Würde ich heute abend schon das dritte Kapitel beginnen, entstünde etwas ganz anderes, als wenn ich doch erst morgen anfinge. Und doch bliebe es ein und die selbe Geschichte. Sprich, ob formuliert oder für die Ewigkeit nur als Möglichkeit fortbestehend, existiert mein Roman in unendlich vielen verschiedenen Fassungen. So wie die Wahrheiten in unser aller Leben. Letztendlich ist es ganz zufällig, welcher dieser Romane dann tatsächlich die Welt erblickt. Selbst meine Geschichten sind nur Licht, die durch mich, durch das Prisma fallen, und ich entscheide, was ich sehe.
Und doch bin ich nicht der Gott meiner Geschichten.
Ich entscheide nicht bewusst. Ich weiß nicht, wer entscheidet, doch ich fürchte, der Zufall.
Ich kann also nur hoffen, dass der Zufall bei meinem Roman vom lieben Können und gütigen Glück begleitet wird.

Es kann sein, dass euch diese Gedanken etwas verwirrt haben, ich glaube, sie verwirren auch mich. Ich glaube sogar, das ganze könnte absoluter Blödsinn sein und in ein paar Tagen ist dieses seltsame Gedankenkarussel überstanden… Vielleicht ist es euch selbst aber auch irgendwo vertraut. Über Feedback wird sich natürlich – wie immer – herzlichst gefreut 😉

So, nun sollte ich aber doch endlich meine Gedanken zum Stillstand bringen^^

Ich wünsche euch eine zauberhafte Zeit, dass ihr immer eine schöne Wahrheit wählt und die Sonne auf eurer Seite ist 😉
Kitschige Grüße
von der Luna ❤

 

Bildquelle: Eine Zeichnung vom großartigen M. C. Escher
Alle Rechte liegen bei https://www.unm.edu/~cwootton/escher.html

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11 Gedanken zu “Wiedermal zum Gott meiner Geschichten

  1. So manches Mal weiß ich nichts mit deinen Texten anzufangen und dann aber wieder doch. Man spürt förmlich das Karussell, das sich in deinem Kopf dreht und ich schwanke immer wieder zwischen absoluter Verwirrung und zeitgleich Faszination. Ich kann deine Gedanken mit der Wahrheit nachvollziehen, vor allem was die eigenen Texte betrifft. Man weiß, man hat jegliche Entscheidungsgewalt und doch ist man unfähig konkrete Handlungsstränge zu verändern. Wenn der Figur etwas passieren soll, weil es von Anfang an in unsere Planung passt, dann lässt sich das nur zu schwer ändern. So geht es mir zumindest. Das mit den verschiedenen Versionen habe ich allerdings trotzdem auch schon mal durchdacht, bin jedoch zu dem Entschluss gekommen, dass mir das zu viel „Aufwand“ ist. Natürlich berücksichtige ich trotzdem die Kritik der Leser und ändere auch viel um, allerdings grobe Strukturen bleiben gleich. Die Zeit, in der ich nämlich eine grundlegend fertige Version verändere, könnte ich für neue Texte nutzen (ist vielleicht auch nicht immer der beste Ansatz) …

    Liebe Grüße ♥️

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    1. Trotzdem danke, dass du dich immer durch die Texte durcharbeitest, selbst, wenn sie dich ratlos machen😉
      Mich verwirrt es ja selbst😅
      Nun ja, ich frage mich eben, ob man sich nicht doch nur einbildet, dass da handlungsstränge sind, die wir nicht abändern können. Würden wir uns zu einer anderen Tageszeit daran machen oder so, dann würde vllt etwas ganz anderes geschehen, ohne dass wir es wüssten oder bemerken… Wobei natürlich grob gesehen die Handlung wsl gleich bleiben wird^^
      Nun, ich grübel also immer noch darüber, was nun der ewige und welcher der zufällige teil meiner geschichte ist, doch auch nicht mehr zu sehr, immerhin steckt der Roman gerade an einem spannenden Punkt und es ist viel schöner, darüber nachzudenken 😉😊

      Liebe Grüße 💕

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      1. Man kann sie ändern, aber sie würden sich nicht echt anfühlen. In genau der Situation bin ich nämlich gerade … ich überlege mein Erstlingswerk neu zu verfassen und an einem anderen Ort mit leicht abgeänderter Thematik spielen zu lassen, aber durch den Ort würden sich auch die Figuren und deren Namen verändern und irgendwie fühlt sich das falsch an … (das nehme ich jetzt mal als Inspo für einen neuen Beitrag 😄). Alles ein bisschen chaotisch momentan. Ich freue mich auf jeden Fall für dich, dass es bei dir voran geht & bin gespannt irgendwann etwas davon zu lesen 😊🧡

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      2. Nun, ich bin bei dem Ganzen immernoch im Denkprozeß… An und für sich stimmt es in jedem Fall, man kann bestimmte Sachen nicht ändern und andere fühlen sich intuitiv richtig an. So entsteht bei mir dann ja auch das Gefühl, dass ich mir nicht eine Geschichte ausdenke, sondern sie in einer ganz bestimmten Form schon existiert und ich diese finden und als Medium aufschreiben muss… Und an und für sich fühle ich genauso auch immernoch, ich bin mir nur der Relativität des Ganzen bewusst geworden. Dass es, auch, wenn es sich unabänderlich anfühlt, vielleicht unterbewusst permanent von uns geändert wird, ohne, dass iwr es merken… Doch wie gesagt, ich bin im verwirrten Denkprozeß, kann auch sein dass ich in ein paar Tagen diesen Gedanken doch für quatsch befinde 😉

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      3. Mir gefällt deine Beschreibung als Medium sehr gut! Tatsächlich haben wir ja so etwas an uns. Schließlich lassen wir die Figuren, die sonst niemand hört, sprechen. Was mir dazu noch eingefallen ist: Ich glaube unsere eigene Geschichte trägt viel zu dem bei, was wir schreiben. Manchmal ist das Schreiben ja auch in gewisser Weise ein Verarbeitungsprozess. Vielleicht kann man also diesen Zwiespalt mit der Realität damit überwinden, sich an ein Thema zu wagen, das einen weniger interessiert? Oder das man sich nicht zwangsläufig vorstellen kann? Damit überlistet man ja die Schiene, auf der man sich bewegt. Wobei das natürlich auch wieder vorherbestimmt sein kann … da gehen wir in eine richtig tiefenphilosophische Ecke 😄

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      4. Da hast du recht, man verarbeitet beim Schreiben sehr viel – auch auf sehr indirekte Art und Weise. Wenn man aber tatsächlich, wie du es sagst, an ein Thema wagt, mit dem man sich noch nie beschäftigt hatte, hat man vielleicht eine Chance, losgelöster von alten Mustern zu denken – wenngleich uns unser Filter, durch welchen wir die Welt betrachten, niemals los lässt^^
        Doch leider muss ich immer wieder feststellen, dass solcherlei philosophische Gedankenspielereien meinen Verstand übersteigen xD Gibt wohl doch einen Grund dafür, dass es für sowas Experten gibt… nichtsdestotrotz macht es zu viel Spaß, als dass man es sein lassen könnte 😉

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      5. Auf jeden Fall! Solange einen dieses Gedankenkarussell nicht selbst irgendwann ganz irre macht 😄 da gebe ich dann lieber an Experten ab

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  2. Liebe Luna,
    erst einmal natürlich vielen lieben Dank, dass du meinen Blog so nett vorgestellt hast 🙂 Und es freut mich, das unsere Kommentar-Unterhaltungen dich angeregt haben nachzudenken (und zu philosophieren) – mich inspirieren sie auch sehr!
    Deine Überlegungen finde ich total spannend! Irgendwie sind sie etwas beängstigend, denn ich denke, ein wesentlicher Grund, wieso ich so gerne schreibe, ist auch, dass ich die Kontrolle habe – aber vielleicht habe ich die ja gar nicht. Hätte ich das Buch ein paar Jahre früher begonnen, dann wäre es total anders geworden (wirklich mein altes Exposé ist soo anders, es ist sogar ein anderes Genre ;)). Hätte ich nie meine Kritikpartnerin kennengelernt, wäre es anders. Hätte ich bestimmte Blogs nicht gelesen, bestimmte Filme nicht geschaut, wäre es anders. Ich denke, du hast Recht. Ein Roman ist total „umstoßbar“. Aber vielleicht laufen diese ganzen Einflüsse und Launen ja auch genau so, dass am Ende genau der Roman entsteht, der immer hat entstehen sollen. (Bei manchen Geschichten von Autoren habe ich das Gefühl, dass das so sein könnte.)
    Ach so und noch als Update zu meinen 2 Versionen: Ich habe die entsprechenden Kapitel nun in beiden Versionen geschrieben und (obwohl ich immer noch nicht ganz entschieden bin) nachdem ich fertig war, wusste ich irgendwie sofort, dass ich Version 2 deutlich besser finde. Also, es hat mir geholfen herauszufinden, was ich wirklich mit der Geschichte sagen will. Jetzt ist es natürlich ein bisschen nervig, beide Versionen zu korrigieren 😉

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    1. Hallöchen!^^

      Schön, dass dir der Beitrag gefallen hat!
      Ich habe mich nun mittlerweile auch mit dem Gedanken angefreundet, dass am Ende vllt wirklich das entsteht, was schon immer entstehen sollte. Man weiß es ja eben nicht. Und warum sollte man sich dann unnötig zu viele Gedanken machen 😉

      Ach, das freut mich, dass es dich weiter gebracht hat! Darf ich fragen, ob die zweite Version die war, die sich nach deinen Vorstellungen richtete, oder nach denen deines Kritikpartners? 🙂

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      1. Es war meine Version 😉 Die 1. Version war die ursprüngliche, wie meine Kritikpartnerin sie schon kannte. Und dann wollte ich plötzlich alles umschmeißen und dramatischer machen xD Aber ich finde es einfach interessanter 🙂

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      2. Haha na Glückwunsch, wenn sich deine Vorstellungen erfüllt haben 😅 mal sehen, was sie dazu sagt😉 oder weißt du es schon?

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