Lyrisches: Kurze Unendlichkeit

Und dann muss man scheißen. Oder hat durst. Oder man schaut auf seine Hände und sieht, dass die Nägel wieder geschnitten werden müssen. Ist das passiert, ist alles vorbei. Man ist wieder menschlich.

Ich schaue um mich und die Pollen, die ich im Schimmer des Lichts durch die Luft schweben sehe, haben zwar nichts an ihrer Schönheit, doch an Zauber verloren. Etwas, was sich zwischen mir und der Welt aufgebaut hatte, war zerschlagen worden. Eine Art Glocke, ein Glas, durch das ich alles sah, sich in Zeitlupe regend, alles verzerrend. Doch nun spüre ich wieder den Wind auf mir, der mich nicht wie aus fernen Weiten liebkost, sondern wie eine Alltäglichkeit an mir vorüber streicht. Die Geräusche aus Gärten und Wohnungen finden ihren Weg direkt zu mir, müssen sich nicht mehr durch eine zähe Schicht kämpfen, die Höhen und Tiefen absorbierte.

Doch es ist falsch, wie ich es beschreibe, ich war ja nicht isoliert. Oberflächen, die ich berührte, verschmolzen mit mir. Ich musste abgehoben sein, mich durchdrang etwas, ich durchdrang alles und tanzte wie ein Haufen getrocknetes Laub im wirbelnden Luftstrom, der mich zärtlich umarmte. Der meine Gedanken, zu Pollen geworden, mit sich trug und auf alles legte, das ruhte. Der fremde Stimmen zu mir trug, die doch auch die meinen waren.

Ein kurzer Moment Unendlichkeit. Ich hatte ihn gekostet. Doch wir Menschen scheinen nicht dazu geschaffen, auf ihm zu schwimmen.

Ich für meinen Teil werde mir nun meine Nägel schneiden.

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19 Gedanken zu “Lyrisches: Kurze Unendlichkeit

      1. Ganz einfach, weil er vollkommen unerwartet kam. Ein gewollter und erkennbarer Bruch mit den Erwartungen – vielleicht auch gespeist aus den Texten, die ich bis jetzt von Luna gelesen habe. Ich finde es gut, wenn man mit den Erwartungen des Lesers spielt und sich traut, diese einfach mal über den Haufen zu werfen 🙂 .

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      2. Ich danke dir für die liebe Antwort. Jetzt versteh ich dich besser. Bei mir ist es so, dass ich zur Zeit eher Gedichte schreibe und zwar so, wie ich sie gerne selbst lesen möchte. Da denk ich erstmal nicht an den Leser. Aber wenn du für deine Leser schreibst, ist auch okay. Thomas Mann wollte auch geliebt werden .. LG PP

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      3. Meinst du jetzt, wer als Autor geliebt sein möchte? Dann ist das echt ne gute Frage. Ich hatte mal ein Seminar an der Uni in Franfurt besucht und da hat der Dozent behauptet, Thomas Mann wollte geliebt werden, so als hätte er für seine Leser geschrieben. Ich kann das nicht beurteilen, weil ich Thomas Mann niemals gelesen habe. Ich bin mehr der Hesse-Fan. LG PP 🙂

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      4. Ich meinte, ganz unabhängig von Mann oder Hesse, welcher Mensch nicht gerne geliebt werden möchte. Und wenn der Autor für sein Autor-sein geliebt wird, ist das natürlich das Nonplusultra. 🙂

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      5. Ist aber eher schlecht, wenn ein Autor für seine Bücher geliebt werden möchte, denn gerade dann passt er sich ja dem Leser an und schreibt so, dass er vom Leser dafür geliebt wird. Ich les lieber Autoren, die sich nicht anpassen und ihre eigene Meinung schreiben. Wer zu sehr darauf schielt, was der Leser über ihn denkt, der kann niemals authentisch schreiben. Ich wünsch dir Glück, aber du wirst dann im besten Fall ein Bestenlistenautor wie Stefan King. Die guten, sich selbst treuern Autoren fristen eher ein Schatten- bzw. Nischendasein. Dein Ziel, das du als Nonplusultra siehst ist das Gleiche, wie wenn mein Nachbar für sein Haus und seinen Porsche geliebt werden will. Ein wahrer Künstler aber ist allein seiner Seele verpflichtet und er schafft sein Werk gegen alle Widerstände, wie es ihm gefällt und ob er dafür geliebt wird oder ob er überhaupt „Erfolg“ in der Öffentlichkeit hat, ist ihm schnurzegal. Ich hab noch nichts von dir gelesen, aber ich würde sagen: Such dir nen anständigen Job. Du willst berühmt und beliebt werden und das ist der völlig falsche Ansatz für Kunst. Künstler ist man oder ist man nicht: Du bist es nicht und wirst es nie sein. Da fehlt dir das Herz und die Seele und vor allem Authentizität. Du bist eher ein Massenmensch, der von Erfolg träumt. An den Erfolg aber denkt der Künstler ganz zuletzt. Er hungert für sein Werk. Du siehst gut genährt aus. Erst kommt der Bauch und dann alles andere, oder?

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      6. Da muss ich mal kurz dazwischen gehen… Auch wenn Michael sich auch selbst verteidigen kann, aber so möchte ich das auf meinem Blog nicht stehen lassen!
        Es tut mir leid, wenn ich gerade so hart zu dir sprechen muss, aber du hast es bereits gesagt: Du kennst sein Werk nicht. Du kennst ihn nicht. Du hast kein Recht, derart vernichtend über ihn zu urteilen. Ich verstehe dein Bild von einem Künstler, doch ich denke, es ist etwas verklärt. Geliebt werden zu wollen für seine Kunst bedeutet nicht, dass man sich einem Mainstream anpasst. Es bedeutet, dass man seine ganze Seele in sein Schaffen steckt. Und der Mensch ist von Natur aus ein Wesen, dass geliebt werden möchte. Natürlich, wenn man gesund ist, ist einem egal, was fremde von einem denken, geht mir auch so. Aber jeder möchte von irgendwem geliebt werden, das bestätigt jeder Verhaltensbiologe und Psychologe. Und wenn ich mein gesamtes Herz in mein schaffen stecke, will ich natürlich, dass es irgendwo Anklang finden, denn ansonsten würde es bedeuten, ich würde in meiner Person zurück gewiesen werden von der Welt. Und ich denke, das geht jedem Autor so und dies abzustreiten finde ich eher etwas heuchlerisch. ich weiß nicht, wie es bei dir ist, das kann ich nicht beurteilen. Wenn dir zu tausend Prozent egal ist, was andere von deiner Kunst halten, dann ist das schön für dich.
        Ich zum Beispiel wünsche mir, für mein Werk Aufmerksamkeit zu bekommen, weil ich Menschen mit meine Geschichten erreichen möchte, verändern möchte. Nicht alle, aber die, die dafür offen sind.
        Ich will eig niemanden hier den Mund verbieten, und würdest du diese Worte gegen mich richten, wäre ich wsl gelassener, doch so kannst du hier nicht Michael begegnen. Ich könnte dir sogar Argumente aufzählen, warum er ein wahrer Autor ist, doch das muss ich nicht, ich sehe ihn in keiner Position, sich rechtfertigen zu müssen. Und ich sag dir auch gleich, sollte er sich wünschen, dass dieser Kommentar von dir verschwindet, wird das sofort passieren. Ich bin offen gestanden schockiert. Du musst niemanden für Worte derartig verurteilen, die noch dazu in ihrer Kürze zu einem Missverständnis führen. Bei so etwas bist du hier vollkommen falsch, tut mir Leid…

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      7. Ihr träumt beide davon „Schriftsteller zu werden, träumt von Ruhm und Ehre und wollt geliebt sein. Wirkliche Schriftsteller schreiben, weil sie müssen, weil sie gar nicht anders können. Das Schreiben ist ihnen wie Leben und Atmen. Sie denken an den Erfolg ganz zuletzt. Ich habe Germanistik studiert und viele solche wahren Künster lesen müssen. Ich glaube noch an das Ideal. Du nennst das scheinheilig oder idealisiert. Dann ist jeder Glaube und jede Hoffnung scheinheilig und idealisiert. Ich kann mir nur treu bleiben und sagen, was ich denke. Das Wort verbieten lasse ich mir nicht. Ich muss überall meine Meinung sagen dürfen. An anderen Orten ist es mir unmöglich zu leben. Ich habe niemand beleidigt, aber du behandelst mich so. Habe inzwischen Texte von Herrn Behr gelesen und sie haben mich nicht überzeugt und es wundert mich, mit welchen Themen er seien Zeit verschwendet, wenn er doch „Schriftsteller“ werden möchte. Aber ich gestehe jedem das Recht zu, zu träumen. Gilt ja nicht als Amtsanmaßung. Eigentlich sollte man dankbar sein, wenn ein anderer Mensch seine Seele öffnet und seine Gedanken preisgibt. Ich hätte mir auch meinen Teil denken können. Auch dir danke ich für deine offene Meinung. Hab mich ein bisschen in dir getäuscht, aber dafür kannst du nun wirklich nichts. Mein Fehler. Nein, geliebt werden möchte ich um Gottes Willie bestimmt nicht 🙂

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      8. Ich denke, man sollte nicht so schnell glauben, einen Menschen zu kennen. Und ich empfand deinen Text doch sehr beleidigend…
        Und ich denke, die wahren Künstler, wie du sie nennst, sind definitiv Leute, die schreiben müssen, die nicht anders können, und trotzdem auch geliebt werden wollen für das, was sie sind. Für mich ist das keinerlei Widerspruch! Es ist nichts schlimmes. Du denkst, es wäre etwas verachtenswertes, aber ich denke, es ist eine Kraft, die jeden voran treibt. Man kann sie ausblenden, sie abstreiten, doch das ändert nichts daran, dass sie vorhanden ist.
        Ich denke, aufgrund dieser kleinen Aussage kannst du weder Michael noch mich verurteilen, ich verurteile dich auch nicht für deine Aussage. Denn du sagst doch noch so viel mehr als das und alles ergibt ein bild🙃
        Und ich denke, Michael verschwendet mit nichts seine Zeit. Du kannst seine Texte nicht mögen, sie können nicht deinem Geschmack entsprechen, doch er schreibt ja für sich, nicht für dich 😉

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      9. Ich verabschiede mich von dir. Danke für deine Zuwendung. Ich bin zu dumm für WordPress und gebe es auf, hier zu existieren. Meine Blog wird erstmal geschlossen und wenn ich meine Texte kopiert habe gelöscht. Ich tauge nicht zum Austausch mit anderen Menschen. Sorry.

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      10. Hallöchen 🙂 Ich merke, du tust dich manchmal etwas schwer wenn es um die Interaktion geht. Ich wollte dir nur gerne sagen, dass ich dich deswegen nicht sofort verurteile. Du musst verstehen, wenn ich einige Kommentare lösche, einfach, weil ich diese Atmosphäre hier nicht haben möchte…
        Doch ich möchte dir wirklich anbieten, dass wir vllt über Email in Austausch treten könnten. Du kannst mich über das kontaktformular auf meinem Blog erreichen, dann könnten wir vllt einiges nochmal revue passieren lassen. Liebe Grüße! ☺

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      11. Ich habe mich aus eurer weiteren Unterhaltung bewusst herausgehalten, weil ich erstens nicht wusste, wie ich angemessen reagieren soll und zweitens, weil ich mich auch nicht „einmischen“ wollte. Der eine oder andere Teil von dem, was du schriebst, hat mich getroffen – wieso du mich auf einmal unpersönlich mit Nachnamen ansprichst, als Beispiel.

        Aber was ich jetzt noch ganz dringend loswerden wollte: Wegen einer Differenz darüber, wie oder was „echte Schriftsteller“ sein sollten, würde ich an deiner Stelle nicht deine Blogs löschen. Ich fände es schade. Das Netz und die Autorengemeinschaft brauchen Menschen wie dich, die ihr Ding machen, die ihre Meinung haben und die vielleicht auch ein wenig gegen den Mainstream anschwimmen.

        Also, vielleicht überlegst du es dir ja noch einmal 🙂 .

        Viele Grüße
        Michael

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  1. Hallöchen ^^ steht dir ja vollkommen frei, dass etwas nicht dein Ding ist^^ und ich Freu mich einfach über deine Ehrlichkeit und Kritik 🙃ich kann mir Sehr gut vorstellen, dass es einen abstößt, das ist eine Art die nicht jedem gefällt, doch das war mir bewusst. Ich muss auch sagen, ich wollte diesen kleinen Text nicht perfekt schreiben, er wollte einfach ganz genauso raus aus mir 🙃
    Danke für deine Meinung und liebe Grüße 😊

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